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Vorwort der Vorsitzenden des kbw Bielefeld Herlinde Jolk

|   Ostwestfalen

zum aktuellen Veranstaltungsprogramm des kbw Bielefeld und dem BILDpunkt Bielefelder Westen im ersten Halbjahr 2023

„Ich träume eine Kirche,                           Ich träume eine Kirche,

in der kein Mensch mehr lügt,                   die hat den Schritt gewagt,

wo niemand einen andern                         die baut sich auf von unten

in falscher Hoffnung wiegt.                       und dient, wie Jesus sagt.

                                      Ich träume eine Kirche,

                                      die hofft und liebt und glaubt,

                                      die hat auf Macht verzichtet

                                      und sich vom Muff entstaubt."

 

Vielleicht haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser,

den Text leise mitgesummt.  Er ist uns vertraut seit den frühen 80er Jahren, fehlte in keinem Repertoire einer kirchlichen Songgruppe, begeisterte, weil er eine tiefe Sehnsucht aussprach.

Zum Katholikentag 1982 in Düsseldorf beschrieb Jörg Zink auf einer ökumenischen Veranstaltung – als Abschluss eines längeren Vortrags – seinen Traum von einer Kirche der Zukunft:

„Ich träume von einer Kirche, die in Bewegung ist, in Bewegung auf ihren Herrn zu und ...“

- ich ergänze: - seiner gelebten Botschaft von der umarmenden Liebe, der liebenden Umarmung Gottes.

Und nun – nach vier Jahrzehnten - mit welcher Inbrunst singen wir das Traumlied:  verzweifelt resignierend oder dankbar für Erreichtes oder weiterhin gläubig und vertrauensvoll hoffend?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat im März 2019 beschlossen, auf die Ergebnisse der MHG - Studie nach Antworten zu suchen mit dem Ziel „einen Weg der Umkehr und Erneuerung“ einzuschlagen.“

Im Dezember 2019 begann der „Synodale Weg“ mit den Arbeitsforen

-        Macht und Gewaltenteilung – gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag

-        Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft

-        Priesterliche Existenz heute

-        Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche

Im März 2023 findet die letzte der fünf geplanten Synodalversammlungen statt. Dann sollen konkrete Beschlüsse aus den vier Synodalforen vorliegen.

Das Katholische Bildungswerk lässt in den geplanten Vortragsabenden im 1. Halbjahr 2023 Referent*innen aus unterschiedlich theologischen Disziplinen zu Wort kommen.  Sie fragen, inwieweit im Prozess des Synodalen Weges die Zielsetzung der „Umkehr und Erneuerung“ spürbar oder gar sichtbar geworden ist.

Dabei greift der Kirchenrechtler Prof. a.D. DDr.Norbert Lüdecke den Ausgangspunkt des Synodalen Weges auf (MHG Studie) und weist auf Grenzen gelingender Missbrauchsaufklärung hin, solange das Kirchenrecht in „Hierarchenhand“ ist.

Der Kinder- und Jugendarzt und Leiter des Sozialpädriatischen Zentrums in Minden, Armin Pampel, beleuchtet die Auswirkungen posttraumatischer Belastungsstörungen bei Kindern auf die psychische, soziale und körperliche Entwicklung bis ins Erwachsenenalter hinein.

Re-form - zurück-bilden –– planvolle Umgestaltung - Wiederherstellung (Wikipedia) – also: kann sich die Kirche grundlegend ändern und doch sie selbst bleiben?

Das fragt der Dogmatiker Prof. Dr. Michael Seewald aus Münster.

Das Synodalforum IV diskutiert u.a. die Frage nach der Priesterweihe für Frauen.

Der Exeget Prof. Dr. Martin Ebner geht einen Schritt weiter: Braucht die katholische Kirche überhaupt Priester? Stellt die gängige Priesterzentrierung nicht den eigentlichen Hemmschuh für gelingende Reformen dar – zumal sie durch unsere Urdokumente nicht gedeckt ist?

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vertritt die organisierten Lai*innen in Deutschland und ist somit die zentrale Stimme der kath. Zivilgesellschaft. Der Bedeutung des „Synodalen“ entsprechend, ist das ZdK in den Arbeitsforen des Synodalen Weges vertreten.

Der Generalsekretär des Zentralkomitees, Marc Frings, erläutert die Einflussnahme der Lai*innen auf die Beschlüsse der Bischöfe beim Synodalen Weg.

Das anfangs zitierte „vertrauensvolle Hoffen“ führt viele Christ*innen an die Grenzen des Zumutbaren; sie treten aus der Kirche aus und – suchen nach Alternativen.

Im Mai 2022 wechselte der ehemalige Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, zur Alt-Katholischen Kirche in Deutschland.

Pfr´in Klara Robbers ist Pfarrerin der Alt-Katholischen Gemeinde St. Johann in Münster. Sie stellt die Alt-Katholische Kirche als eine synodale Kirche für Christ*innen heute dar. Sie erzählt gemeinsam mit dem Historiker Dr. Stefan Sudmann von der Entstehung der Alt-Katholischen Kirche und Prozessen synodaler Entscheidungen, z.B. zur Zölibatspflicht, zur Frauenordination, zur „Ehe für alle“.

Fast von selbst ergibt sich aus den o.a. Vortragsthemen die Frage: Brauchen wir überhaupt die Kirche? Ist christliches Leben auch ohne Kirche möglich?

Die Pastoraltheologin Prof´in Dr. Maria Widl aus Erfurt sieht die Kirche nicht als Monopolträgerin für Heil und Gottesbegegnung; sie weist auf Verantwortung und Chance hin, durch unser Handeln das Reich Gottes zu entdecken, mitzugestalten und zu verkünden.

Das Bildungswerk hofft, Ihr Interesse geweckt zu haben und freut sich auf Ihr Kommen.

 

Herlinde Jolk

  -  kbw  -

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