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|   Ostwestfalen

Vorwort der Vorsitzenden des kbw Bielefeld Herlinde Jolk zum Veranstaltungsprogramm des kbw Bielefeld und dem BILDpunkt Bielefelder Westen im ersten Halbjahr 2024

Nur ein Märchen?

„Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war, schickten die feindlichen Feldherren Späher aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte. Und die Kundschafter kehrten zurück und berichteten ungefähr mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten: es gäbe nur eine Stelle an der Grenze, um in das andere Land einzubrechen.

`Dort aber´, sagten sie, `wohnt ein braver kleiner Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über das kleine Grundstück in Feindesland einmarschieren, dann würden wir das Glück zerstören. Also kann es keinen Krieg geben.´

Das sahen die Feldherren denn auch wohl oder übel ein, und der Krieg unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird.“

- chinesisches Märchen -

 

Wie ordnen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diesen Text ein?  -

Nur ein Märchen – und damit ohne Realitätsbezug, aber mit einem lebenspendenden Wahrheitskern -, vielleicht ein Traum - „I have a dream...“ - oder eine Vision, ähnlich der Jesaja Prophetie: „Dann wohnt der Wolf bei dem Lamm und der Panther bei dem Böcklein…. Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter und in die Höhle der Natter steckt das entwöhnte Kind seine Hand.“ (Jes 11, 6)

Das Glück darf nicht zerstört werden – eine ultimative Forderung, der man ergänzend hinzufügen möchte: diese Feststellung ist alternativlos. Es könnte die Beschreibung einer Grundhaltung sein, die zur Antriebsfeder für den Erhalt des Friedens wird ,mit Sehnsucht und Hoffnung gepaart, einer Grundhaltung, die sich in den „Glücklich-Preisungen“ der Bergpredigt wiederfindet: Glücklich die Barmherzigen, die Gewaltlosen, die Friedensstifter…

Das Katholische Bildungswerk versucht mit seinen Vortrags- und Gesprächsangeboten eine breite Plattform an Informations- und Lösungsansätzen auf die brennenden Fragen und verzweifelten Ausweglosigkeiten unserer Gegenwart zu geben.

Der Privatdozent Dr. Christian Schramm weitet den Blick vom Propheten- über den Bergpredigttext bis hin zu jenen biblischen Quellen, deren Worte von bleibender Kraft sein können, wenn sie ermutigen, trösten und inspirieren und so Gottesbegegnung ermöglichen.

Bruder Andreas Knapp, Mönch der Gemeinschaft der „Kleinen Brüder vom Evangelium“, geht noch einen Schritt weiter, wenn er anhand seiner eigenen Biografie die Umsetzung der jesuanischen Botschaft in die Lebens- und Glaubenswirklichkeit aufzeigt und sich dabei an der spirituellen Grundhaltung des Charles de Foucauld - „Wer alles gibt, hat die Hände frei“ - orientiert.

Können Hingabe für den anderen, Einsatz und Sensibilität für den Erhalt seines Glückes – des eingangs erwähnten Friedens – Prämissen sein für ein christliches Leben in Gemeinschaft? Die Pfarrerin und Lehrbeauftragte für Ökumene Jutta Koslowski befragt dazu die Ordensregel des Mönchvaters Benedikt und die Schriften Dietrich Bonhoeffers.

Ist es möglich, von diesen Überlegungen aus einen Bezug zur Frage der Legitimierung von militärischer Verteidigung im Angriffsfall herzustellen – Klärung des Dilemmas zwischen Unterwerfung und totaler Zerstörung? Der Friedensforscher und Pfarrer Dr. Martin Arnold stellt das Konzept der sozialen Verteidigung vor  und entwickelt Möglichkeiten, was wir hier und heute zur Vorbereitung von sozialer Verteidigung tun können.

Wie ist in diesem Zusammenhang der Vortrag von Patrick Bahners, Journalist und FAZ Kulturkorrespondent, einzuordnen? Er spricht von „Wiederkehr“ und meint damit die AfD, der er näherhin  das Attribut des „neuen deutschen Nationalismus“ zuschreibt. Mit ihrem Aufstieg geht ein weit verbreitetes Misstrauen in die Handlungsfähigkeit der Regierenden einher. Ursachen und Konsequenzen werden beleuchtet.

Im zurückliegenden Jahr konzentrierten sich unsere Bildungsangebote mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten auf die Frage der synodalen Verfasstheit der katholischen  Kirche. Prof´in Dr. Agnes Wuckelt wirft als aktive Synodalin einen kritischen Blick zurück – ein Jahr nach Abschluss des mehrjährigen Prozesses des deutschen Synodalen Weges. Sind Reformansätze zu erkennen und welche Bedeutung haben sie auf dem Hintergrund der real deutschland- und europaweit abnehmenden Kirchenbindung, auch im „inner circle“?

Unter der Überschrift „Form folgt der Funktion“ stellt der Theologe und Lehrbeauftragte Dr. Christof Gärtner die These auf, dass die Kirche vom Bauhaus lernen kann. Ausgehend von der Grundidee des weltberühmten Bauhauses, nach der Form und Funktion  ( eines „Gegenstandes“) in Beziehung resp. Abhängigkeit voneinander stehen (sollten), untersucht er, in welcher Formenvielfalt sich  die Kirche im Laufe der Kirchengeschichte organisiert und verstanden hat,  bis hin zu der Frage,  was denn eigentlich die Funktion von Kirche „heute“ ist.

Der Vorstand des Bildungswerkes hofft, Sie neugierig gemacht und Ihr Interesse geweckt zu haben.

Alle Veranstaltungen finden Sie auch im Programm – Flyer „HORIZONTE“, der in den Kirchen ausliegt.

Herlinde Jolk

Vors. kbw

Zum Programm des kbw Bielefeld gelangen Sie hier.


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